Liebe Leserin, lieber Leser,
Liebe Leserin, lieber Leser,

Kunst und Islam, das schien uns eine aufwändige, aber sonst normale Recherche zu einem aktuellen Thema zu werden: Reise in die Kunstzentren, Interviews mit Künstlern und Kuratoren, Fotoproduktion, Bildbeschaffung. Aber so einfach lief es nicht. Schon bei seinen Anfragen holte sich unser Autor Till Briegleb reihenweise Absagen bei muslimischen Künstlerinnen und Künstlern, ob sie nun in Beirut oder London leben: Nein, der Islam sei gar nicht das Thema ihrer Kunst, darüber würden sie nicht reden – und auch nicht über Emanzipation. „Überhaupt reagieren viele Künstler gereizt auf die Fragen, hinter denen sie Stereotypen der westlichen Orientidee vermuten“, sagt Briegleb. Und auch sonst galten plötzlich andere Regeln: Abbildungen von ihren Arbeiten konnte man bekommen, aber bitte keine Porträts der Künstler. Fotoproduktion im Atelier? Kein Interesse. So ist die aktuelle Titelgeschichte etwas anders geworden, als urspünglich geplant. Weil die Klischees offenbar so hartnäckig das Verständnis behindern, haben wir sie zum Thema gemacht – und sie an der vielfältigen, widersprüchlichen, sich rasant entwickelnden Wirklichkeit in den muslimischen Ländern überprüft. Dazu stellen wir acht der besten jungen Künstler von Marokko über Ägypten bis zur Türkei vor – nur in Südostasien sind wir trotz intensiver Suche nicht fündig geworden. Zwischen den Emiraten am Golf und Teheran, zwischen Istanbul und Kairo scheinen Welten zu liegen, aber etwas eint die Szenen: die große Aufmerksamkeit, die man ihnen jetzt im Westen widmet. Noch in den neunziger Jahren gab es nur ganz wenige Künstler – Mona Hatoum, Shirin Neshat, Walid Ra’ad etwa –, die den Sprung in den westlichen Kunstbetrieb mit seinen Biennalen und Messen geschafft hatten. Erst die Anschläge vom 11. September 2001, das war die bittere und für uns überraschendste Erkenntnis der Recherche, haben das Interesse an der islamischen Welt und ihrer Kunst geweckt. Das ist schon fast ein Zynismus der Geschichte.
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Die islamische Kunstwelt entwickelt sich rasant – und bleibt zutiefst widersprüchlich: I. M. Peis eben eröffneter Bau des Museums für islamische Kunst in Doha, Katar, birgt Scheich Al Thanis märchenhafte Schätze. Unten: Westkunst auf der Messe Art Dubai 2008 und ein Wegweiser zur Beiruter Dependance der Hamburger Galeristin Andrée Sfeir-Semler -
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Entenhausen ist überall: Erinç Seymen („Duck 1 und 2“) spielt mit den Klischees der Globalisierung und den stereotypen Rollenbildern, die wir voneinander haben. Die grimmige Kopftuchträgerin findet in der freundlich schnatternden Nonne ihr Pendant