Liebe Leserin, lieber Leser,
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nun ist der schöne Bau von Richard Meier fertig - aber glücklich kann niemand sein. Die Kabale in der Vorgeschichte des Arp-Museums haben die Atmosphäre so nachhaltig vergiftet, dass auch zur Weihe mit Kanzlerin Merkel und Ministerpräsident Beck nicht alles wegzulächeln und zu überloben war. Dem Haus haftet ein Makel an, der nur durch geduldige Vertrauensbildung zu beheben ist. Am Anfang stand wie oft eine hehre Idee: Der Galerist und Kunstimpresario Johannes Wasmuth (1936 bis 1997) hatte aus der Station Rolandseck, einem klassizistischen Bau aus der Frühzeit der Eisenbahn, einen beliebten „Künstlerbahnhof“ gemacht. Wasmuths Vision war es auch, hier des Dada-Paars Hans Arp (1886 bis 1966) und dessen erster Frau Sophie Taeuber-Arp (1889 bis 1943) zu gedenken. Wunderbar. Nur leider musste es - auch ohne adäquate Sammlung - mal wieder gleich ein ganzes Museum sein.
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Das neue Arp-Museum über dem Rhein. -

Arps „Menschliche Konkretation auf ovaler Schale“ von 1935, gegossen 1959 -

ein zufriedener Architekt Richard Meier (links) und Joachim Hofmann-Göttig, ein Staatssekretär in Erklärungsnot
Das Land Rheinland-Pfalz, längst beim Bahnhofsprojekt engagiert, ließ sich mit dem 1977 gegründeten Verein „Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp“ ein, der sich offenbar im Recht sieht, postum nach überlieferten Gipsen frische Skulpturen zu produzieren. Als die „FAZ“ kritisch über die fragwürdige Praxis des Vereins berichtete, in dem auch der Hamburger SPD-Spitzenkandidat und beurlaubte „Zeit“-Herausgeber Michael Naumann Mitglied ist, holte der sich auf Kosten des Steuerzahlers presserechtliche Beratung. Gezahlt wurde an die Kanzlei der heutigen Generalsekretärin Maja Stadler-Euler, wie Staatssekretär Joachim Hofmann-Göttig nun einräumen musste. Der honorige Museumsmann Klaus Gallwitz ist bis 2008 Gründungsdirektor, er steht für die Qualität der Eröffnungsschau. Das Land versprach ein Symposion, um die Rechtsgrundlage der Güsse im und aus Besitz des Arp-Vereins zu prüfen. Man wird sehen.
Zu fragen bleibt, warum sich die Länder das immer wieder antun: Wie im Beuys-Museum Schloss Moyland, wo NRW kräftig zuschießt, ohne das Sagen zu haben (siehe Seite 120), macht sich die Politik auch hier zum Diener privater Interessen, verzichtet aus freiem Willen auf seine Handlungsmacht.