Wenn Kunst und Natur endlich Frieden schließen

Wenn Kunst und Natur endlich Frieden schließen

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  • Gärtnern als Kunst: Piet Oudolfs Garten (rechts) auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein ist gezähmte Wildnis. Wildnis-Kunst aus Pflanzen: Lois Weinberger siedelte 1997 zur documenta zehn Migranten-Kräuter aus Südeuropa in Kassel an

Sie haben es bestimmt schon bemerkt: Nicht nur draußen grünt und blüht es, auch längst schon in den Museen und auf den Biennalen dieser Welt. Unsere Autorin Adrienne Braun zeigt in ihrer großen Geschichte über die Pflanzen im Dienst der Kunst ab Seite 82, dass das künstlerische Gärtnern auch jenseits der Land Art seit Jahrzehnten Konjunktur hat. Mir gefallen dabei weniger die exaltierten Arrangements wie Jeff Koons’ zahmer Rokoko-Blumen-Terrier Puppy, der vom Schlosspark in Bad Arolsen längst zum GUGGENHEIM MUSEUM nach Bilbao gestromert ist und dabei sein gepflegtes Blütenfell mediterran gewandelt hat, sondern die wilden, struppigen Varianten, wie Lois Weinbergers tückische Samen-Invasion am KULTURBAHNHOF in Kassel, die in halb Nordhessen bis heute für mehr Diversität beim Unkraut sorgen soll.

Eine kleine Umfrage in der Redaktion zu den schönsten Museumsgärten zeigt auch eine große Vielfalt. Die Lieblings- Kunsttempel mit angeschlossenem Park reichen von der rekonstruierten Barockanlage von SCHLOSS GOTTORF in Schleswig bis zu dem glamourösen Landschaftspark im sächsischen Pillnitz, von den weiten Blicken übers Meer vom LOUISIANA in Humlebæk bis zu Max Liebermanns trauten Rabatten am Berliner Wannsee. Auch Sie haben bestimmt einen Traumort, wo Kunst und Natur ihren ewigen Gegensatz ganz friedlich beilegen.

Wenn so viele Künstler und Künstlerinnen zum Gärtnern neigen, gibt es dann auch die umgekehrte Richtung, den Gärtner, der es in die Kunst geschafft hat? Ganz klar: Der niederländische Gartengestalter Piet Oudolf ist heute der Liebling und unangefochtene Star, wenn es um zeitgenössische Museumsgärten geht. MUSEUM VOORLINDEN in Wassenaar bei Den Haag, der New Yorker HIGH LINE PARK, der VITRA-CAMPUS in Weil am Rhein, überall wachsen seine wunderbar unordentlichen Ordnungen aus Stauden und Gräsern, die über das ganze Jahr hinweg das Werden und Vergehen zelebrieren und ein Eldorado für Insekten und uns Menschen sind. Auf ins Grüne, Kunstfreunde!

PS:

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