Liebe Leserin, lieber Leser,
Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kollegen waren diesmal wirklich verdammt schnell. Schon am 12. April brachte Hanno Rauterberg von der „Zeit“ seine Vorabeloge auf die Documenta 12: „Sie wird die Kunstwelt verändern. Eine Ausstellungsrevolution, Beginn 16. Juni.“ Niklas Maak, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, schritt dann am 20. Mai zur „Vorbesichtigung“, skeptisch, ob denn die Documenta ihrem „aufklärerischen Anspruch“ diesmal gerecht werde: „Buergel und Noack werden noch einige Arbeit haben, zu erklären, was genau hier warum wohin migriert.“ So preist der Laudator, so höhnt der Oberlehrer-Wochen und Monate, bevor noch die Schau eröffnet ist.
Wir haben versucht, genau das nicht zu tun. Wir setzen auf Fakten, nicht auf vorgefasste Meinungen. Wer dieses Heft liest, kennt noch lange nicht die Ausstellung - aber er wird sie verstehen können. Erstmals haben wir für unser Documenta-Supplement ein komplettes Künstlerlexikon recherchiert, im Heft werden thematische Leitlinien zusammengestellt und exemplarische Künstler in großen Porträts gezeigt. Mit einem Ziel: Sie sollen sich ein eigenes Urteil bilden können, wenn Sie nach Kassel fahren, um die wichtigste Kunstschau der Welt zu erleben. Auch art wird die Documenta 12 kritisieren - aber erst, wenn wir sie gesehen haben.
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Vor Schloss Wilhelmshöhe entstehen Terrassen für das Reisfeld von Sakarin Krue-On, in Peking packt Ai Weiwei 1001 Koffer, in Russland werden Dmitri Gutows Skulpturen geschweißt
Am 28. Mai, kurz vor Druck dieses Heftes, ist Jörg Immendorff gestorben. Vom linken Aktivisten zum Staatskünstler: Er hat die deutsche Kunst geprägt wie nur wenige seiner Generation. Noch im Mai-Heft hat sich der schwerkranke Künstler von der „erweiterten Intensivstation“ aus an unserer Umfrage zur deutschen Kunst beteiligt: „Ich nenne das den Suppengrund: Am Grund des Tellers ist ein Motiv, das man erst erkennt, wenn man die Suppe ausgelöffelt hat.“
Einen biografischen Essay lesen Sie in der nächsten Ausgabe.
