Liebe Leserin, lieber Leser,
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Tim Sommer, Chefredakteur -
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Das Umwelt bundesamt in Dessau von Sauerbruch Hutton ist ein Öko-Mus-terbau, millionenfach aber werden alte Fassa den (wie hier in Hamburg) dem Klimaschutz geopfert
seit die Weltökonomie kollabiert, scheint der drohende Klimakollaps nur noch halb so schlimm zu sein. Dabei kommt die Selbstverpflichtung zur Nachhaltigkeit, die die deutschen Architekten, Ingenieure und Stadtplaner in ihrem Manifest „Vernunft für die Welt“ (www.klima-manifest.de) formuliert haben, gerade zur richtigen Zeit. Wenn beim Neustart der Wirtschaft die Weichen richtig gestellt werden, gibt es die Chance, viele Sachen besser und dauerhaft schön, eben nachhaltig zu gestalten – auch das Bauen. Manifeste können es sich leisten, den Grad der Realitätsferne beliebig festzulegen. Die Architekten versammeln in ihrem donnernden Dreiklang von „Wir wollen“ (die zukunftsfähige Stadt), „Wir müssen“ (eine ökologische Wende erreichen) und „Wir werden“ (unser Engagement durch persönlichen Einsatz glaubhaft darstellen) eine große Fülle höchst vernünftiger Anregungen, Forderungen und Wünsche. Mit der Wirklichkeit von Bau und Stadtplanung hat das noch sehr wenig zu tun. Die Gestalter suchen mit dem Manifest den Schulterschluss mit der Politik, weil sie im täglichen Kampf mit den Bauherren und Investoren um kurzfristige Effizienz sonst zwangsläufig unterliegen. Aktuell gibt es zwei Trends: ökologisch völlig korrekte Leuchtturmbauten, wie etwa das Umweltbundesamt in Dessau vom Architekturbüro Sauerbruch Hutton, das auch das neue Münchner Museum Brandhorst (siehe Bericht auf Seite 28) mit seiner intelligenten Klimatisierung und Lichtführung entworfen hat. Und es gibt die millionenfache, staatlich subventionierte Dämmung, Verschalung und Abdichtung alter Gebäude, die historische Back steinbauten, Fachwerkhäuser und Gründerzeitfassaden entstellt – und zwar nachhaltig. So wie wir die Stadtautobahnen, Hochhausviertel und Speckgürtelzersiedlung heute als Sünden der Vergangenheit verdammen, werden wir bald diese Auslöschung von historischer Qualität und Schönheit beklagen. Es ist an der Politik, das erwachte Bewusstsein bei Architekten, Ingenieuren und Stadtplanern zu benutzen. Die „zukunftsfähige Stadt“ erkennt man gewiss nicht am Grad der Wärme dämmung, sondern an der lokalen Lebensqualität der Utopien.
Ihr Tim Sommer