Schicken Sie Blumen für Ai Weiwei!

Schicken Sie Blumen für Ai Weiwei!

Tim Sommer, Chefredakteur

chefredaktion@art-magazin.de

Liebe Leserin, lieber Leser,

schon wieder Ai Weiwei? Hat man nicht langsam genug gehört über den chinesischen Künstler und Dissidenten, über seine Verhaftung, seinen Widerstand, seine Ausstellungen, die ungebrochen weiter stattfinden? In diesem Monat zum Beispiel: Im Berliner Martin-Gropius-Bau werden ab 3. April Arbeiten von Ai Weiwei gezeigt, die meisten davon haben mit der politischen Situation Chinas zu tun. Und ja, wir finden, dass das ein Grund ist, Ai Weiwei nach seinem Biennaleauftritt für Deutschland 2013 erneut zum Thema zu machen (ab Seite 32). Kein Künstler geht derzeit ein vergleichbar großes Wagnis ein. Kein Künstler zeigt so eindrucksvoll, welche Kraft die Kunst entwickeln kann, wenn sie ihre eigenen Grenzen überschreitet. Ai Weiwei fordert die mächtigste Diktatur der Erde heraus – nicht mit Parolen, sondern mit Skulpturen, Installationen, Grafiken und Internet-Postings, die politisch wirksam werden. Wir denken an Joseph Beuys, der die Gesellschaft als „Soziale Plastik“ neu dachte und dem von der Postkarte bis zur „Stadtverwaldung“ jedes Mittel recht war, neue Gedanken zu verbreiten. Auch der 56-jährige Kunststratege Ai weiß genau, wie, wann und wo man ein Bild oder ein Symbol am besten platziert, damit es Wirkung erzielt. Das gilt auch für die Poster Edition, die Sie in dieser Ausgabe finden: Ai hat 5000 Namen der Erdbebenopfer von Sichuan exklusiv für art- Leser als politische Grafik gestaltet!

Seit seiner Verhaftung im April 2011 ist der Künstler ohne Reisepass. Er kann nicht zur Eröffnung seiner Berliner Ausstellung kommen, und er wird bei der Jahreshauptversammlung der Akademie der Künste, deren Mitglied er ist, im Mai nicht anwesend sein. Am 27. Februar hat der Künstler offiziell die Rückgabe des Reisepasses beantragt. Um ihn zu unterstützen, hat ein Berliner Freundeskreis die Aktion „Flowers for Ai Weiwei! Passport for Ai Weiwei!“ gestartet. Über Fleurop Hongkong (Kennwort: Aiflowers) können Sie Blumen nach Peking schicken. Ai Weiwei wird sie auf das Fahrrad stecken, das vor seinem Atelier geparkt ist und das ständig von den Überwachungskameras erfasst wird. Das Blumenmeer soll so lange wachsen, bis die Kampagne erfolgreich ist, und der Künstler endlich wieder reisen darf. Auch diese Symbolik ist wohldurchdacht: Seit dem Prager Frühling und der portugiesischen Nelkenrevolution ist die Blume das Symbol für gewaltlosen Widerstand. Fordern wir also: Blumen für Ai Weiwei! Die art -Redaktion hat schon einen Strauß geschickt.

Möchten Sie Ai Weiwei Blumen schicken?

Die Adresse lautet: Studio Ai Weiwei Caochangdi 258 100015 Beijing, China

Noch liegen nur wenige Blumen im Ai Weiweis Fahrradkorb. Bald sollen es mehr werden – als Symbol gewaltloser Veränderung