Auf der Suche nach dem Paradies ist der Weg das Ziel

Auf der Suche nach dem Paradies ist der Weg das Ziel

TIM SOMMER, CHEFREDAKTEUR

chefredaktion@art-magazin.de

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

es ist unmöglich, in die Ursprünglichkeit auszubrechen. Und dennoch machen es die Künstler immer wieder vor. Damit steht Paul Gauguin in einer langen Reihe, die von den Italienpilgern der Renaissance bis zu Neoromantikern von heute reicht. Mal ist es die unverdorbene Antike, die man sucht, mal die exotische Archaik, mal einfach nur Freiheit in freier Natur. Aber immer geht es um das Paradies auf Erden – und bei der Suche danach ist von jeher der Weg das Ziel.

Da ging und geht es den Künstlern nicht anders als uns, wenn wir als Touristen aufbrechen oder uns unsere ländlichen Idyllen schaffen: Es ist immer eine Mischung aus wirklicher Erfahrung und akzeptiertem Selbstbetrug. Allerdings hat kaum einer diese Schizophrenie so tief ausgekostet wie der Symbolist Paul Gauguin, dem wir unsere Titelgeschichte (ab Seite 20) widmen. Schon vor seinen Expeditionen in die wilde Provinz Bretagne und die neuen Südseekolonien war ihm klar, dass die Gegenwelt, wie er sie suchte, dort nicht würde zu finden sein. Die Bilder, die er mitbrachte, sind kalkulierte Konstruktionen, die sein eigenes eskapistisches Bedürfnis ebenso befriedigten wie das seiner Pariser Kundschaft. Dass sie uns bis heute, wo dieser Schwindel längst aufgeflogen ist, immer noch faszinieren, kann nicht nur an ihrer Schönheit liegen. Diese Bilder sprechen eine tiefe Sehnsucht an, nach einer Harmonie, die nur jenseits unserer Kultur denkbar ist. Davon handelt ja der Mythos vom Paradies: ohne Sentimentalität kein Leben!

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  • Schöne Kunst wider besseres Wissen – zum Glück wird es sie immer geben PETER DOIG, 100 YEARS AGO (CARRERA), 2001
  • RYAN MCGINLEY, NOT YET TITLED (KITE DUNES), 2011

Zum Redaktionsschluss erreichte uns die Nachricht vom Attentat auf die Pariser Zeitschrift »Charlie Hebdo«. Wir trauern um die Kollegen, wir lassen uns die Freiheit nicht nehmen!