Georg Baselitz: eine große Kunst-Erzählung
Georg Baselitz: eine große Kunst-Erzählung
Tim Sommer, Chefredakteur
Liebe Leserin, lieber Leser, dieses Heft ist etwas ganz Besonderes: eine Geburtstagsausgabe für, von und mit dem großen Maler Georg Baselitz. Und vielleicht, schauen Sie jetzt nach links auf den Titelklapper, ist es sogar fast ein Kunstwerk! 75 Exemplare hat Georg Baselitz zu seinem 75. für uns handsigniert, sie sind völlig zufällig über die Gesamtauflage verteilt. Haben Sie eines davon erhascht? Dann schreiben Sie mir bitte, denn wir möchten schon wissen, wer die Glücklichen sind. Wenn nicht: kein Grund zur Traurigkeit. Dieses Heft ist auch ohne Signatur ein Sammlerstück!
Schon 1983 gab es in art die erste Baselitz-Titelgeschichte. Es folgten mehrere große Interviews zu neuen Werkphasen und Zyklen, darunter das legendäre Gespräch aus dem Nachwendejahr 1990, in dem der Freund klarer Worte („Keine Jubelmaler, einfach Arschlöcher“) behauptete, in der DDR hätte es keine Künstler gegeben. Eigentlich, so schien es, war also alles schon gesagt. Umso mehr hat es uns gefreut, dass Baselitz die Idee gut fand, etwas ganz Neues zu wagen, ein journalistisches Experiment, das auch für ihn selbst zur Zeitreise werden sollte.
Wir haben den Maler gebeten, die 20 Bilder auszuwählen, die in der Rückschau seinen Weg markieren. Beim Treffen in seinem Atelier am bayerischen Ammersee hat er uns dann zu jedem dieser persönlichen Schlüsselwerke erzählt, was dahintersteckt, welcher Gedanke, welcher künstlerische Schachzug, welche Haltung. Ich verspreche Ihnen eine der packendsten, verblüffendsten und witzigsten Kunst-Erzählungen, die Sie je gelesen haben: Sie handelt vom Ringen um Eigenständigkeit, vom Beharren und Behaupten, vom Irren, vom Suchen und Finden und Zweifeln, vom Anspruch und von der Demut. Und sie handelt davon, wie Geschichte ein Leben in seinen Wandlungen von außen und auch von innen prägt.
Und deshalb waren wir auch so begeistert von Baselitz’ Titelentwurf für uns: weil er Leben und Werk so gut spiegelt. Als Bildgrund dient eine Fotografie des Malers als junger Mann, von Elke Baselitz 1962 im Westberliner Atelier aufgenommen. Darüber schiebt sich, kopfüber natürlich, ein aktuelles Selbstporträt als Federzeichnung. Es zeigt den gleichen Menschen, anders.
Herzlichen Glückwunsch, Georg Baselitz – und großen Dank!
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Georg Baselitz signiert 75 art-Titelbilder -

Mit Tim Sommer und Heinz Peter Schwerfel im Atelier -

Erste Entwürfe für das art-Titelbild