documenta-Jahre sind Ausnahmejahre

documenta-Jahre sind Ausnahmejahre

Tim Sommer, Chefredakteur chefredaktion@art-magazin.de

Liebe Leserin, lieber Leser ,

zwei Wochen nach der Eröffnung der documenta war ich noch einmal mit Freunden in Kassel, um endlich alles ganz in Ruhe anzuschauen. Wenn ich das Kunstjahr Revue passieren lasse: mein schönstes Erlebnis! Auf den Stufen des Fridericianums traf ich Bernd Leifeld. Diese documenta war die vierte und letzte des nervenstarken Geschäftsführers der Veranstaltung; Carolyn Christov-Bakargiev hatte es ihm nicht leicht gemacht: irre Interviews („Wahlrecht für Tomaten“), Gigantomanie (300 Teilnehmer an 60 Orten), Streitsucht (der Schaukampf gegen den Balkenhol-Mann), manische Detailverliebtheit (CCB wollte nicht zur Pressekonferenz erscheinen, weil ihr eine Beschriftung nicht gefiel) hatten ihr in Kassel den Spitznamen „Lady Gaga“ eingebracht. Und nun blickte Leifeld glücklich über die Besucherschlange und verteilte strahlend Handzettel mit dem Tagesprogramm. Ob er denn die ganzen 100 Tage hier so stehen wolle, fragte ich ihn. „Am liebsten ja“, rief er, „das hier, dieser Anblick, ist mein Lohn!“

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documenta-Jahre sind Ausnahmejahre: schön, aber auch ganz schön anstrengend. Ein bisschen ging es uns dabei wie Bernd Leifeld: Die langwierige Jagd nach CCBs geheimer Künstlerliste für unser Vorschauheft im Juni hat die Redaktion unendlich Nerven gekostet. Die Produktion unseres ersten aktuellen Sonderhefts mit dem documenta-Rundgang in Bildern war dann ein adrenalinbefeuerter journalistischer Teufelsritt übers Wochenende: Sieben Tage nach der Eröffnung lag das Heft im Kiosk.

Und wie ich so neben Leifeld vorm Fridericianum stand, sah ich da und dort und hier unser Sonderheft unterm Besucherarm in der Schlange. Das war dann meine Belohnung und die für die ganze Redaktion: Am Ende hatten wir knapp 60 000 Sonderhefte verkauft, schätzungsweise jeder zehnte deutschsprachige Besucher griff zu unserem art Spezial!